Es begann 2019 mit dem Alpenpanorama im nördlichen Österreich. Zumindest wurden in diesem Sommer die Hobrs geboren. Das Bike-Abenteuer begann eigentlich schon ein Jahr zuvor, als die beiden Ur-Hobrs ihre alten 26-Zoll-Esel aus dem Keller kramten, um aus mittlerweile nicht mehr nachvollziehbaren Gründen die Heimat zu beradeln. Der erste Wochenendausflug nach einem Jahr „Training“ musste natürlich in die Alpen führen. Finde den Fehler.

Tag eins

Geplant

Gefahren

Die erste Tour am Freitag sollte die Bezwingung des Marienbergjochs beinhalten. Gut 43 Kilometer mit satten 1370 Höhenmetern. Wird man schon irgendwie schaffen. Nach gut fünf Stunden Autofahrt, äußerst ausgewogener Ernährung (nicht), zwei Leih-Mountainbikes und der Erfahrung einer halben Saison. Die geneigten Leser:innen werden es ahnen – wir haben uns maßlos überschätzt. Und hätten es ahnen können, als der nette, ältere Herr am Nassereiter See nicht schlecht staunte: „Marienbergjoch? Na, da seid’s aber gut bei’nand’!“

Also, kurzum: Für die Tour sollte man tatsächlich schon ein bisschen „gut bei’nand“ sein. Drei Jahre Erfahrung später hat’s dann geklappt, wenn auch nicht in der ursprünglichen Besetzung. Aber das ist eine andere Geschichte …

Irgendwo bei Regen, gefühlten 3°C und einer körperlichen Verfassung recht nah am Nullpunkt haben wir aufgegeben, sind umgekehrt und haben nach 1–2 weizenhaltigen Erfrischungsgetränken den Bus zurück genommen.

Frei nach Hegel im Hagel:

Am Ende ist die wahre Dialektik nur Bergauf und Bergab – und jede Synthese ein Hobr.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (Systematiker des Singletrails): Phänomenologie des Quälgeistes

Zweiter Tag

Die zweite Tour am Samstag sollte eigentlich die Ehrenrettung bringen. Nach dem krachenden Scheitern am Marienbergjoch entschärften wir spontan das Programm – ein bisschen weniger Größenwahn, ein bisschen mehr Realismus. Am Ende standen trotzdem stattliche 54 Kilometer mit rund 1 300 Höhenmetern auf dem Zettel. Wird man schon irgendwie schaffen.

Diesmal half die neu gewonnene Demut. Statt blindlings in die Wolken zu stürmen, rollten wir entspannt los, vorbei am smaragdgrünen Eibsee und hinein in die Hänge unterhalb der Zugspitze. Die Strecke blieb knackig, die Beine brannten und die Pausen waren zahlreicher als geplant. Aber immerhin kein Nebel, kein Totalausfall – und kein Bus.

Wieder darf man annehmen: Auch diese Tour war kein Spaziergang. Doch im Gegensatz zum Vortag konnten wir sie tatsächlich zu Ende fahren, mit einer Mischung aus Stolz, Erschöpfung und dem sicheren Wissen: Das Marienbergjoch schaut immer noch höhnisch herüber. Wir haben quasi einen Ellenbogen geopfert, um uns nicht erneut die Blöße zu geben. Die Rechnung war zwar nicht beglichen – aber wenigstens angezahlt.

Søren Kierkegaard hätte mit Blick auf den Eibsee gesagt:

Wer den Berg nicht besiegt, darf trotzdem Hobr sein – solange er den Mut hat, es wieder zu versuchen.

Søren Kierkegaard (Experte für Furcht und Zittern): Krankheit zum Tode